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1. Dr. Ludwig Wachler's Lehrbuch der Geschichte zum Gebrauche in höheren Unterrichts-Anstalten - S. 186

1838 - Breslau : Graß, Barth
186 Alte Geschichte. fortgesetzte erkräftigte Tugend federte und möglich machte; sie stellte das durch Glauben und Denken vergeblich Erstrebte in seiner Urkraft auf und führte auf ein unmittelbares Wissen; sie öffnete das unerforschte Heilig- thum der menschlichen Natur. Das Christenthum vereinte Morgenland und Abendland; von einer in örtlicher Enstehung einseitigen, sich auf das reiche prophetische Hoffnungsystem stützenden jüdischen Messias-Sectc er- hob es sich zur allmählig wirksamen sittlichen Familien-Religion in drcy Wclttheilen. Die Religionduldung im römischen Reiche, die Verträglich- keit des Polytheismus mit neuen Lehren, die Allgemeinheit der griechischen Sprache, die Zerstreuung der Juden in alle Gegenden, die bey stumpfer Gleichgültigkeit, muthwilligem Spott und kalter Zweifelsucht in Ansehung der verborgenen wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Herzens im- mer tiefer wurzelnde Neigung zum geheimen Wunderbaren, die Standhaf- tigkeit der Märtyrer und viele andere Umstände wirkten gemeinschaftlich mit, daß der von Juden gehässig verleumdete und von Heiden als jüdi- scher Fanatismus oder staatsgefährlichcr Atheismus nrißverstandene Chri- stianismus schnell von Asien, Griechenland und Aegypten aus verbreitet wurde; schon im dritten Jahrhundert waren Christen die bedeutendste Re- ligionparthey im röm. Reiche; und in Erhebung des Christenthums zur Staatsreligion durch Constantinus M. (s. §. 38) lag die, vielleicht mit späterer eigener Ueberzeugung zusammeutreffende Anerkennung gebie- terischer Zeitverhältnisse. Besonders wohlthätig wirkte das Christcnthum auf Germanen; es milderte ihre Sitten, veredelte ihre Denkart und machte sie zu fortschreitender Vervollkommnung des bürgerlichen Lebens und der Staatsverfassung geneigt. Mag auch viel durch Menschen-Trotz und Wahn an der Herrlichkeit der Gabe Gottes verkrüppelt und verdorben worden seyn; das Heilige, bewahret im Tempel des kindlichen Gcmüths, konnte nicht verdrängt werden. Der Baum Gottes, in dessen Schatten die Menschheit Schutz gegen Sturm und Gluth der Zeiten findet, ist für die Ewigkeit gepflanzt; die Blätter des Truges fallen ab; die Frucht gedeiht. 1) Heilige Schriften und Lehrherkommen Richtmaaß des Glaubens. Einfache Gebräuche vermischt s. 80? mit heidnischen und drückend vermehrt nach 315. Beschauliches Leben, Mönche s. 330. — In des Christenthums Geschichte zu unterscheiden: Religion u. Theologie; Cultus, Liturgie u. gesellschaftliche Werfassnng. — Scriptores historiae ecclesiasticae gr. cura Ii. Yalesii. Pa- ris 1659. 3 F.; ecl. G. Reading. Cambridge 1720. 3 F. — Gottfr. Ar- nold 1699; I. L. v. Mosheim 1755 fll.; I. M. Schröckh 1768 fll.; H. Ph. C. Henke 1788 fll.; L. T. Spittler 1782. 5te Aufl. 1812; W. Mü nsch er 3te Aust. 1826; I. C. L. Gi esele r 1824 f.; A. Neander 1825. f. U. v. a. — J. A. Fabricii salutaris lux Evangelii loti orbi exo-

2. Dr. Ludwig Wachler's Lehrbuch der Geschichte zum Gebrauche in höheren Unterrichts-Anstalten - S. 187

1838 - Breslau : Graß, Barth
Iv. Rom. 18* riens. Hamb. 1731. 4; T. Rothe Wirkung des Christenthums auf den.zu- stand der Völker in Europa. Kopenh. 1775 fit. 4. 8. 2) Gemeinde in Jerusalem und nach deren Vorbild andere Gemeinden mit de- mokratischer Verfassung; Vorsteher und Lehrer haben wohlverdienten Einfluß; durch Ansehen der Oberlehrer und Synoden entwickelt sich allmahligsvor 200] Bischofsherrschaft. Eine Gemeinde erhebt sich über die andexe: Rom (Leo 1 s. 440; Gelasi us 1 s. 492), Alexandreia, Antiocheia, Konstantinopel, Je- rusalem. Versuche zur Vereinigung der in Vorstellungen und Verfassung von einander abweichenden Gemeinden; katholische Kirche Inbegriff der unter sich verbundenen Gemeinden, von welchen Häretiker und Schismatiker ausgeschie- den werden; darin der Grund zur Hierarchie, welche Jahrhunderte lang als Erziehungmittel roher Völker sehr wvhlthatig gewirkt hat. Vergl. * G. I. Planck Gesch. der christlichen kirchlichen Gesellschaft-Verfaffung. Hannover 1803 fll. 6. 8. — S. oben §. 38 N. 4.

3. Dr. Ludwig Wachler's Lehrbuch der Geschichte zum Gebrauche in höheren Unterrichts-Anstalten - S. 293

1838 - Breslau : Graß, Barth
I. Reformation - Zeitalter. S9» und allgemeiner Unwille über Verunstaltung des Heiligen und über Un- sittlichkeit und schnöden Uebermuth der Geistlichen, begegneten und befreun- deten sich in der Reformation der christlichen Kirche; unzählig Viele, welche alle Abweichung vom kirchlichen Herkommen mißbilligten und alle neue Lehre haßten, trugen die Grundsätze, aus welchen dieselbe geflossen war, als Richtschnur des Lebens, in ihrem Herzen. Der kühne Tadel, welchen Martin Luther Hfl d. 31 Oct. 1517] und Ulrich Zwingli schon früher [s. 1516] das von menschlichen Zusätzen gereinigte Evange- lium in seinen Kreisen verbreitend, über schamlose Ablaß-Trödeley laut werden ließen, wurde zurvolksangelegenhekt, als P. Leo X eine gelehrte Streitigkeit aus den Hörsälen in die kirchlichen Gerichtshöfe gezogen, und K. Carl V eine theologische Verhandlung für Reichs - und Staatssache erklärt hatte; so ward die Losung gegeben zu einem beharrlichen Kampfe gegen päpstlichen Despotismus und kirchlich-theologischen Starrsinn, zu einem Reinigungversuche des seit Jahrhunderten vielfach verunstalteten und durch Kunstbau selbstsüchtiger Hierarchie den edelsten Bedürfnissen der Menschheit entfremdeten Christenthums, und weniger zur Bildung als zur engeren Vereinigung und äusseren Erscheinung einer schon lange im Stillen vorhandenen Partey, welcher sittliche Ueberzeugung von dem, was Gottes Wille und menschliche Bestimmung ist, mehr gilt, als menschliche Machtentscheidung und willkührliche Befehle. Religion und Politik ver- schmolzen, wie gewöhnlich, in einander; es traten zwey, fast über ganz Europa verbreitete Systeme einander gegenüber und bestimmten diehand- lungweise und die gegenseitigen Verhältnisse der ihnen ungehörigen Staa- ten. Das vielherrige Teutschland, eben hierdurch Wiege und Schutz- stätte der Reformation, sah die lange erstrebte freye Macht seiner Fürsten gegen kaiserliche Obergewalt [1552; 1555; 1648] sichergestellt und den Protestantismus zum Stützpunct gegen jedwede Beeinträchtigung seiner freyen Bundesverfassung erhoben; Holland erkämpfte gegen Spanien [1565; 1579; 1581 — 1609; 1621 — 1648] Freyheit des Glau- . bens, der Verfassung und des Handels7 England brach die Machtwill- kühr der krypto-katholischen und von theolog. Despotismus-Wahne ge- blendeten Stuarte [ 1649] und erhob sich als Freystaat [1650 — 1659] zur Herrschaft über die Meere; in Schweden und Dänemark erlagen [1527] Hierarchie und zuletzt auch Aristokratie dem Protestantis- mus und neue Throne wurden auf seine Grundsätze gegründet; nach lan- gem Kampfe entstand durch Unterdrückung der protestantischen Opposition [1572; 1629; 1685] unumschränkte Königsmacht in Frankreich. — Die Bevestigung und das frey-kühne Hervortreten einer öffentlichen Mei- nung, die Annäherung der Fürsten und des Volkes, die fortschreitende Veredlung des gesellschaftlichen Geistes und Lebens (deren Keime zuerst

4. Dr. Ludwig Wachler's Lehrbuch der Geschichte zum Gebrauche in höheren Unterrichts-Anstalten - S. 326

1838 - Breslau : Graß, Barth
326 Neuere Geschichte. hartnäckige' Verfolgung der Freysinnigen. Durch übermüthige Frey- denkerey drohte der Protestantismus in willkührlichen Deismus aris- zuartcn; viele Kirchen standen verödet; der Warnungruf treuer Diener Gottes verhallte in der Wüste; die Bibel war vergessen oder wurde dem Zeitgeschmäcke gemäß verbessert und umgearbeitet. Der gedankenlose Dienst des Katholicismus konnte nur den eigentlich Unmündigen genügen und auch über das unantastbare alte Herkommen dieser Kirche erging ein schweres Gericht. Die durch den Kampf zwischen schwärmerisch-strengen Jansenisten (B. Jansen ft. 1640; Pascal 1662; Pasch. Ques- ncl 1687 ; 1702; Port-Royal zerstört 1709; Bulle Unigenitus d. 8 Sept. 1713) und ehrgeizig-habsüchtigen Jesuiten und durch unvorsich- tige und verunglückte Anmaaßungen der römischen Curie [1700 flí.; 1730 flí.; 1758 flí.] ihrem Untergange genäherte päpstliche Macht erlitt den Todesstreich, als Clemens Xiv Ganganelli, fgeb. 1705; Card. 1769; P. d. 21 Jul. 1773; st. d. 24spt. 1774] von den durch einen Familien-Vertrag fd. 15 Aug. 1761] eng verbundenen Bourbon'schen Höfen genöthigt wurde fden 16 Aug. 1773], den schon früher fd. 3 Sept. 1759] aus Portugal von Pombal, aus Spanien fden 2 Apr. 1767], Parma und Neapel fjan. 1768] verbannten, in Frankreich fl 762] durch Rechtsspruch verurtheiltcn Jesuiten-Orden aufzuheben. Joseph Ii teutscher Kaiser nach seines Vaters Fra n z I Tode fd. 18 Aug. 1765], mit redlichem Ernste das Bessere wollend, durch übereilte Rasch- heit sich Undank und seinen Werken Umsturz bereitend, hob [1781] die Verbindung der Orden mit dem Papste auf und machte den Klerus von der weltl. Macht abhängig; P. Pius Vi Reise nach Wien [1782], fast gleichzeitig mit der Reise des Dalai-Lama aus Thibet nach Peking, vol- lendete die Demüthigung der weiland allmächtigen geistlichen Hoheit. Nie. v. Hontheim st. 1790: Febronius de slatu ecclesiae et legitima po- tes täte R. P. 1763 fit. 4. 4; Comment. in suam relraclalionem 1781. 4.— Nunciatur in München 1785; Emser Congreß 1786 ; Synode zu Pistoja 1788. — liebet- Pius Vi s. 1775 st. den 22 Aug. 1799: P. Ph. Wolf 1793 und *Bourgoiug 1800; vgl. Dohm Denkm. 2 S. 312 f.— lieber Joseph's Ii Kirchenges. Teller N. Mag. 3, 2 S. 208 fll. — lieber- haupt verdienet volle Beachtung L. C. Ko pp d. kath. Kirche im 19 Jahrh. Mainz 1830. 8. 118) Großbritannien's Reichthum und Macht wuchsen unter Georg Iii [s. 1760] durch Welthandel und besonders durch Vergröße- rungen in Ostindien; hier waren aus dem, noch bis zum Tode des Kaisers Aurengzeb [1660 ; st. 1707] Ungeheuern Reiche des Groß-Moguls viele kleine unabhängige Staaten hervorgegangen und theils durch die sich erhebenden Maratten, theils durch den Einfall des Persers Nadirshah

5. Dr. Ludwig Wachler's Lehrbuch der Geschichte zum Gebrauche in höheren Unterrichts-Anstalten - S. 26

1838 - Breslau : Graß, Barth
Einleitung 26 9ten Jahrh. ist aus K. Alfred's Uebersetzung ihres Tagebuchs be- kannt. Die Oströmer lernten Asiatische Nomaden auf ihren Zügen nach dem Westen, und germanische und slavische Völkerstämme an den Gren- zen ihres hart bedroheten Staates, oft sehr genau in der Nähe kennen und unterhielten eine freilich immer sichtbarer erschlaffende Verbindung mit Vorder-Asien. Aber dieser und anderer reicher Zuwachs an geogra- phischer Erfahrung gedieh nirgends auch nur zu äußerer Einheit, viel we- niger zu zusammenhängender Verarbeitung. Für die sogenannte wissen- schaftliche Geographie blieb das, von Kosmas [550] nach biblischen Grundsätzen umgestaltete Ptolemaische System Haupt-Grundlage, wurde jedoch bald durch Zumischung unhaltbarer Voraussetzungen, mißverstande- ner Berichtigungen und mancher Fabeln bis zur Unkenntlichkeit verun- staltet. Die fleißige und zu vollständigerem Unterrichte über Persien, Indien und Aegypten nicht unfruchtbare Zusammenstellung des Guido vonravenna aus dem 9ten oder lotenjahrh.ist nur in dem mißlungenen Auszuge eines Ungenannnten vorhanden und Nikephoros Blemmy- des [1245] Abriß der Geographie (herausg. von F. A. W. Spohn, Lpz. 1818. 4.) wiederholt ältere Nachrichten. Mannigfache Bereiche- rungen der Erd- und Völkerkunde sind christlichen Sendboten und Bekeh- rern, den Kreuzfahrern, und seit der Mitte des 13ten Jahrh. aus poli- tisch-religiösen oder kaufmännischen Absichten nach Asien geschickten, auch sreywilligen Reisenden zu verdanken; und als der Compaß im 13ten Jahrh. [ 1255] in Sicilien in Gebrauch kam, wurden von Jtaliänern größere Seefahrten unternommen, und von Portugiesen, unter Leitung des Prinzen Heinrich [1418— 1460], planmäßige Entdeckungen an der Westküste Afrika's und im westlichen Meere, mit glücklichem Erfolge versucht. Die besonders in Italien vermehrten bildlichen Darstellungen der Erdkugel und einzelne Land- und Seekarten nahmen nun eine andere Gestalt an. C. Krui'e Atlas zur Uebersichl der Gefclilchle aller eurdpäifckeri Staaten. Halle 1802fit. 4 Hefte; Ii.a. 1818; Iii. A. 1823; Iv. A. 1827. V. A. 1834; *6. v. Spruner hist, geogr. Hd-Atlas. Gotha 1837. F. Byzantiner. Geschichtschreiber des Mittelalters; Briefe. Acta Sanciorum. Kirchliche Geographie: Chronicon Gollwiceuie; viele Jahrbücher von Klö- stern und kirchl. Stiftungen. Minorité» und Dominicaner s. 1246: Voyages laits principalement en Aile dans le Xii — Xy siècles. Haag 1735. 4. — *Ma rco Polo 1270 in Ramusios Samml. B.2.; ill. e coriimeiitati dal C. Baldelli. Florenz 1827 f. 4. 4; I. Mandeville 1327; I. Schildberger 1400 u. m. a. Marino Sanudo 1308; Andrea Bianchi 1436; Fra Mauro 1455; Martin Behaim 1500.

6. Schlesien - S. 104

1827 - Breslau Breslau : Graß
104 Indeß dauerten die unglückseligen Ländertheilungen, Täu- schungen, Versetzungen und Einlösungen fort; abhängige Herzöge beerbten, beneideten und bekriegten sich unter ein- ander, und nur wenige führten ein würdevolles Leben. Karls Sohn und Nachfolger, der Kaiser (bis 1400) Wen- zel (1378 bis 1419), war erst 17 Jahr, als er beide Throne bestieg. Er hatte eine gute Erziehung genossen, war nicht ohne Kenntnisse, wurde aber durch schlechte Rathe irre geleitet, durch zweimal beigebrachtes Gift, das einen nicht zu stillenden Durst zur Folge hatte, zum Trünke ver- leitet, und so ward er ein Regent, dessen Nachlässigkeit, allmälige Ungeschicktheit und Grausamkeit ihm allgemeine Verachtung zuzog, und seinen Unterthanen sehr nachtheilig wurde. Den Geistlichen war er überhaupt nicht geneigt, ob ihres ungeistlichen Lebens, und 1383 ließ erden Johann von Nepomuk in die Moldau werfen, weil dieser ihm die Beichte seiner Gemahlin nicht sagte. Er erlaubte nicht nur die schandbare Plünderung des Doms bei Gelegenheit des Bierstreits (1381), *) sondern nahm selbst Theil daran. Viele Lotterer und Räuber bildeten sich unter seiner Regie- rung in Schlesien; und in Breslau herrschten von 1395 an viele innere Unruhen. **) In Prag trat 1408 Huß auf, griff das Ansehen des Pabstes, die schlechten Sitten der Geistlichen und den Gebrauch des Abendmahls unter einerlei Gestalt an, ward 1415 zu Kostnitz, wohin ihm der Kaiser Siegismund einen Geleitsbrkef zur Sicherheit ausgestellt hatte, verbrannt; was man 1416 auch mit seinem Freunde Hieronymus von Prag that, weil die geist- lichen Väter das Verbrennen leichter fanden, als das Un- tersuchen und Widerlegen von Hussens Lehren; doch wurde dadurch grade seine Parthei zum Aufstande gebracht. Im *) Man vergleiche: Or. Harnisch ,, Schlesien,^ Aufs. Xvi. ") Man vergleiche: Or. Harnisch „Schlesien," Aufs. Xvii.

7. Schlesien - S. 116

1827 - Breslau Breslau : Graß
116 Hussiten schwer büßen müssen; sie gingen jetzt den übrigen in Annahme der evangelischen Lehre *) voran, indem sie 1623 Johann Heß an die Maria-Magdalena-Kirche be- riefen. Der damalige Bischof Thurzo, so wie seine ersten Nachfolger, wehrten nicht, und die vordringenden Türken nützten, wie in ganz Deutschland, so auch in Schlesien, dem Evangelium. Die Bettelmönche verließen von selbst ihre Klöster, und Friedrich Ii. von Liegnitz bekannte sich, gleich den Breslauern, öffentlich für Luther. Der Mark- graf Georg von Brandenburg-Anspach hing mit ganzem Herzen an der neuen Lehre und verbreitete dieselbe in Ober- schlesien. Bald aber trat auch Schwenkfeld (zu Ossig im Lübenschen) auf, und bildete eine Parthei. Wie die evangelische Lehre durch manche Fortschritte in den Wissenschaften und in dem Leben vorbereitet war, so hatte sie auch dieselben im Gefolge. Die Wissenschaften verbreiteten sich durch Druckereien und Schulen. Die erste Druckerei in Schlesien ward 1608 in Breslau angelegt. Statt der Fehden traten Gerichtshöfe ein, z. B. Mannge- richte, Schöppengerichte und Fürstengerichte; an die Stelle der Turniere Meinungsstreite (äisxutatiouss). Neunzehnter Abschnitt. Schlesien unter Böhmischen Königen aus dem Hause Habsburg - Oestreich. 1526 —1740. (Fünfter Zeitraum.) Ferdinand von Oestreich, Ludwigs Schwager, bestieg 1626 den Böhmischen Thron, und ward so Herr von Schlesien. Er erließ bald eine harte Verordnung **) gegen *) Man vergleiche: Or. Harnisch „Schlesien,^ Aufs.xxiii. **) Man vergleiche: Or. Harnisch „Schlesien,^ Aufs. Xxiii.

8. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 85

1846 - Breslau : Graß, Barth
Verfall des Judenthums. 85 der Gottesfurcht zeigten sich nur sehr spärlich. Die Herrscher waren grausam und ihren Lüsten ergeben, das Volk ward unter solchen Für- sten störrig und widersetzlich. Alexander Jannäus, einer der blutdür- stigsten dieser Regenten, führte sechs Jahre lang gegen die widerstreben- den Juden Krieg, und 50,000 fanden ihren Tod. Einmal nahm er 800 Juden gefangen; diese ließ er nach Jerusalem bringen, und wah- rend er dort an üppiger Tafel mit seinen Weibern und Genossinnen schwelgte, ließ er die Gefangenen kreuzigen und zu gleicher Zeit ihre Weiber und Kinder vor ihren Augen umbringen. Es ist zu verwundern, daß bei solcher Mordlust seiner Fürsten das Volk nicht ganz verwilderte. Die edleren Keime der Religiosität wa- ren trotz alles Eifers für die Religion doch erstickt. Man kann nicht sagen, daß die Juden ihre heiligen Schriften gering geschätzt hätten, nein, das Gesetz wurde vielmehr hoch in Ehren gehalten; aber man hielt mehr an dem Buchstaben, als am Geiste desselben. Ein Rabbi (d. h. Lehrer) nach dem andern kam und legte es aus, und jeder fol- gende wollte immer mehr heraussinden, als alle seine Vorgänger; da geschah es denn, daß bei dem maßlosen Zergliedern des göttlichen Wor- tes der Geist des Wortes mit seiner Kraft so ganz entschwand, wie der Blume, deren wohlvereinte zarte Blüthenblätter bis auf die ein- zelnsten Fasern auseinander gelegt werden, nicht die Schönheit allein, sondern ihr ganzes Wesen genommen wird. Im Norden von Jerusa- lem war die Landschaft Samaria. Die Bewohner derselben stammten von solchen Juden ab, die es vorgezogen hatten einst zur Zeit der ba- bylonischen Gefangenschaft, in ihrem Vaterlande zu bleiben und es mit den einwandernden Heiden zu theilen. Darum wurden die Samarita- ner von den übrigen Juden verachtet, ihr Umgang ward gemieden, man nannte sie Abtrünnige und Sünder. Unter den Juden selbst, die sich für rechtmäßige Nachkommen Abrahams hielten, war auch kein Friede. Es entstanden unter ihnen vornämlich drei Parteien: die Pha- risäer, Sadducäer und Essäer. Jede derselben hielt ihre Lehre für besser, als die der andern. Den meisten Einfluß auf das Volk hatten die Pharisäer, welche überall ihre Gesetzmäßigkeit darzulegen suchten und Alles aufboten, um für fromm gehalten zu werden. Weil sie bei ihrem Glauben sich jederzeit auf die Sprüche der heiligen Schrift beriefen, so standen sie bei dem Volke, das sie für fromm hielt, trotz ihrer augenfälligen abscheulichen Heuchelei, in Ansehen. Für fromm galt, wer den gottesdienstlichen Versammlungen eifrig beiwohnte, dar- um setzten sie sich gern oben an in den Schulen oder Synagogen, wo sie ihre Frömmigkeit zur Schau trugen; für fromm galt, wer viel Almosen gab, darum stellten sie sich an die Ecken der Straßen, wo sie

9. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 91

1846 - Breslau : Graß, Barth
durch Paulus. 91 um seines hehren Berufes willen freiwillig übernahm, stärkten die Ueber- zeugung, daß das Evangelium eine Kraft Gottes sei; die Hoffnungen endlich auf eine ewige Herrlichkeit, welche in den Gemüthern derer entzündet wurden, die ihre Herzen ihm darboten, gewannen dem Evan- gelium eben so freudige, als treue Bekenner. Darum breitete es sich immer weiter aus. Diejenigen, welche ihm Glauben schenkten, wurden von dem Apostel weiter im Christenthum unterwiesen. Auch wenn er sie verlassen mußte, suchte er doch noch in einer gewissen Verbindung mit ihnen zu bleiben. Er zog an andern Orten, wo es sich thun ließ, Nachrichten über sie ein; dankte Gott voll inniger Freude, wenn er erfuhr, daß sie im Christenthum beharrten und in Erkenntniß fortge- schritten seien; es betrübte ihn aber tief, wenn ihm die Botschaft wurde, daß Viele wieder abtrünnig geworden seien oder ein unchristliches Leben führten. An mehrere Gemeinden und an einzelne Männer schrieb er aber auch Briefe, bald längere, bald kürzere. Dabei nahm er Bezie- hung auf die Verhältnisse, die er erfahren hatte. Demgemäß wurden die Briefe bald ermunternd, wenn Kleingläubigkeit in den Gemeinden sich kund gab, bald warnend, wenn der Apostel die Gefahr des Abfalls vor Augen sah, bald strafend, wenn Sünde und Laster wieder Eingang gefunden hatten in den Herzen, die der Sünde abgestorben fein sollten; immer aber waren sie reich an Belehrungen. Diese Episteln des Pau- lus wurden in der Folge gesammelt und mit den Briefen anderer Apostel zusammengestellt, wie wir sie in unserem neuen Testament jetzt noch finden*). Die christlichen Gemeinden. § 56. Ein Jeder, der nach der Predigt der Apostel in Jesu Christo den Sohn Gottes erkannte und in ihm den Grund seines Heiles fand, wurde, wenn er diesen Glauben bekannte, durch die heilige Taufe**) *) Sie sind nicht in der Reihenfolge geschrieben, in welcher sie unsre Bi- bel enthält, sondern hier sind sie auf eine sehr willkürliche Weise ge- ordnet worden. Zuerst stehen nämlich die Briefe, welche an ganze Gemeinden gerichtet sind; unter diesen stehen die Briefe an die Rö- mer und die Korinther obenan, weil Rom und Korinth die beiden wichtigsten Städte jener Zeit waren; dann folgen die an Gemeinden in Städten von geringerer Bedeutung; darauf die an einzelne Personen. Der kurze Brief, welchen der Apostel wegen eines entlaufenen Sklaven an Philemon schrieb, mußte nach dieser Anordnung die letzte Stelle erhalten. **) Die Taufe war schon vor Christo gewöhnlich, denn auch Johannes taufte ja. Sie fand aber in anderer Weise statt, als bei uns. Die Täuf-

10. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 92

1846 - Breslau : Graß, Barth
92 Einrichtungen der in die Gemeinschaft der Gläubigen ausgenommen. Die Christen eines Ortes zusammengenommen bildeten eine Gemeinde. An der Spitze derselben befand sich ein Vorsteher, der entweder von seinem Amte den Namen Episkopus, d. h.aufseher, erhielt, oder den man Presbyter, d. h. Aeltester, nannte, weil gewöhnlich ältere und erfahrene Männer zu diesem Amte gewählt wurden.*) **) Erst in späterer Zeit wurde zwi- schen beiden Namen ein Unterschied gemacht und dem Bischöfe ein höherer Rang beigelegt, als dem Presbyter. Außer den genannten Vor- stehern gab es in den Gemeinden noch andere Männer und Frauen, denen bestimmte Geschäfte zugewiesen waren, z. B. Al mosen pfleg er, Diakonen, d. h. Diener, und Diakonissinnen, d. h. Dienerinnen. An gewissen Tagen versammelten sich die Gemeindeglieder, nicht in Kirchen, denn solche hatten sie damals noch nicht, sondern in Privat- Wohnungen. Regelmäßig fanden, wenigstens bei den Judenchristen (d. h. bei den Christen, die früher Juden gewesen waren) diese Versamm- lungen am Sabbath statt; doch kamen die Christen oft auch des Sonntags zusammen, denn dieser Tag, an welchem der Herr aufer- ftanden und an welchem der heilige Geist über die Jünger ausgegossen war, war ihnen so theuer, daß vor ihm in späterer Zeit sogar der Glanz des jüdischen Sabbaths erblich. Außerdem wurde, wie bei den Juden, so auch von ihnen das Osterfest gefeiert, doch unter anderer Bedeutung, nämlich als das Fest der Auferstehung Jesu, das Himmelfahrtsfest zum Andenken an das Scheiden Jesu von der Erde, und das Pfingstfest zur Erinnerung an die Ausgießung des heiligen Geistes. Die übrigen Festtage, welche wir jetzt noch feiern, linge, deren größere Zahl Erwachsene waren, wurden förmlich unter das Wasser getaucht. Darum sagt auch der Apostel Paulus von denen, die getauft worden sind: „sie sind begraben worden durch die Taufe;" denn wer unter das Wasser getaucht wird, der erscheint wie von den Wellen begraben. — Der Gebrauch, den Täufling bloß mit Wasser zu besprengen, wurde erst viel später eingeführt und war tausend Jahr nach Christi Geburt noch nicht allgemein; in der griechisch-katholischen Kirche, zu welcher sich die Russen bekennen, ist jetzt noch das Untertau- chen bei der Taufe gewöhnlich. *) Beide Namen sind, freilich in etwas veränderter Form, in unsere Sprache übergegangen, denn von Episcopus stammt das Wort Bischof und von Presbyter das Wort Priester her. — Auch der Name Pastor, d. h. Hirt (nämlich Hirt der christlichen Gemeinde) wird von solchen Vorstehern gebraucht. Daher heißen auch die Briefe, welche Paulus an den Timotheus und Titus schrieb, Hirtenbriefe oder Pasto- ral-Briefe.
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